PEG Anlage – enterale Ernährung
Der Erhalt der Fähigkeit der oralen Nahrungsaufnahme sollte im Vordergrund aller pflegerischer Bemühungen stehen.
Eine PEG Anlage ist eine in der Pflege und Betreuung älterer oder auch schwerst erkrankter Menschen häufig anzutreffende Form der Versorgung mit deren Hilfe Ernährungsdefizite ausgeglichen oder eine vollständig bilanzierte enterale Ernährung sichergestellt werden kann.
Eine PEG Anlage stellt einen medizinischen Eingriff dar, welcher mit entsprechenden Risiken einhergehen kann. Dieser Eingriff kann nur erfolgen wenn eine, vom Betroffenen selbst oder dessen gesetzlichen Vertreter, unterschriebene Einverständniserklärung vorliegt.
Als Indikationen für die Anlage einer PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie) werden
- Schluckstörungen (Dysphagie)
- Mangelernährung Malnutrition z.B. in Zusammenhang mit einer Demenz
- Koma oder Wachkoma
- Tumorerkrankungen im oberen Gastro-Intestinal-Trakt (z.B. Mundboden-Carcinom, Speiseröhrentumor), genannt.
Im Vorfeld einer PEG Anlage sollten jedoch alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zum Erhalt einer ausreichenden oralen Nährstoff- und Flüssigkeitsversorgung angewandt und ausgeschöpft worden sein.
Bei Schluckstörungen sollte eine differenzierte Diagnostik betrieben werden um eventuell zielführende therapeutische Maßnahmen einleiten zu können.
- Störung der oralen Schluckphase: die Nahrungsaufnahme bzw. -zerkleinerung im Mundraum ist beeinträchtigt. Dies kann auf einen unzureichenden oder fehlenden Kauvorgang zurückzuführen sein oder Folge einer Unbeweglichkeit oder Sensibilitätsstörung der Zunge bzw auch durch Mundtrockenheit und dadurch ungenügender Einspeichelung der Nahrung begründet sein
- Symptome: langsames oder verzögertes Kauen, fehlendes Kauen (dabei wird die Nahrung im Mund hin- und hergeschoben oder verbleibt an einer Stelle); Speisereste im Mundraum auch noch lange nach der Nahrungsaufnahme
- Störung der pharyngeale Phase: die aufgenommene Nahrung oder Flüssigkeit fließt ganz oder teilweise in die Luft- statt in die Speiseröhre.
- Symptome: Husten, Würgen, Gurgeln; geräuschvolles oder angestrengtes Schlucken; Schlucken bei offenem Mund
- Störung der ösophagealen Phase: der Weitertransport der Nahrung durch die Speiseröhre bis zum Magen ist behindert, sie „bleibt im Halse stecken“.
- Symptome: Aufstoßen oder Hochwürgen von schon geschluckter Nahrung, auch noch später nach dem Essen; Druck oder „Kloßgefühl“ im Hals oder hinter dem Brustbein, Schmerzen
In einigen Fällen können Schluckstörungen durch Veränderung der Sitzposition, Veränderungen der Kostauswahl oder logopädisches Schlucktraining positiv beeinflusst werden. Vielerorts sorgen auch schlecht sitzende Zahnprothesen oder unvollständige Gebisse für Probleme bei der Nahrungsaufnahme.
Bei einer PEG Anlage wird ein Gastroskop in den Magen eingeführt. Mit Hilfe der im Gastroskop integrierten Leuchtquelle kann der Arzt, wenn diese an der Magenwand anliegt, den Schein der Lichtquelle durch die Haut sehen um dort den Magen zu punktieren. Mit Hilfe eines Fadens (Fadendurchzugsmethode), der mit dem Gastroskop aus dem Mund heraus geführt wird, kann die PEG-Sonde durch Mund und Magen gezogen an ihren vorgesehenen Platz an der Bauchdecke geführt werden. Eine innere Halteplatte fixiert die PEG-Sonde an der Magenwand während eine „mobile“ Halteplatte die Sonde von außen fixiert.
siehe Video im oberen Bereich des Betrages
Die Umgehung des natürlichen Traktes zur Nahrungsaufnahme ist keine Erfindung der Neuzeit.
Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert beschreiben schon, das Nahrung mittels einer in den Magen eingeführten Silberkanüle zugeführt wurde.
Die nach dem Chirurgen Oskar Witzel benannte Methode der Sondierung des Magens wurde 1891 erstmals bei inoperablen Verengungen des oberen Verdauungstraktes angewandt.
Heutzutage hat sich die PEG mit rund 150.000 Eingriffen zur PEG Anlage pro Jahr durchgesetzt.
Während der sogenannten Einschleichphase wird die tägliche Nahrungszufuhr in Milliliter pro Tag, sowie die Menge der täglich zugeführten Sondenkost kontinuierlich gesteigert. Dies setzt voraus, das zum einen die Menge an zugeführter Sondenkost gut vertragen wird und zum anderen die Flussgeschwindigkeit nicht zu hoch ist.
Als allgemeine Dosierungsempfehlung während der Einschleichphase gilt folgende Tabelle für die Applikation mittels einer Ernährungspumpe:
Tag | Gesamtdosis Sondennahrung | Dosierung | Laufzeit |
1 | 500 ml | 50 ml pro Stunde | 10,0 Stunden |
2 | 1.000 ml | 80 ml pro Stunde | 10,5 Stunden |
3 | 1.000 ml | 100 ml pro Stunde | 10,0 Stunden |
4 | 1.500 ml | 120 ml pro Stunde | 12,5 Stunden |
5 | 2.000 ml | 180 ml pro Stunde | 11,1 Stunden |
Nach der PEG Anlage kann speziell für diese Art der Ernährung konzipierte Sondenkost gegeben werden. Dies kann mit Hilfe einer Blasenspritze, einem Schwerkraft-Infusionssystem oder einer Pumpe geschehen.
- max. 300ml / 15 Minuten portionsweise
- max. 20 ml / Min.
- Applikationsart der Anfänge der Sondenernährung
- zählt zu den am wenigsten verträglichen Formen der Sondennahrungsgabe
- Risiken dieser Applikationsformen:
- Blutzuckerverschiebungen
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle
- Risiken dieser Applikationsformen:
per Schwerkraft-Infusion:
- es lassen sich größere Mengen an Sondenkost innerhalb kurzer Zeit applizieren
- die Regulation der Flussmenge erfolgt über eine am System befindliche Rollenklemme
- es können bis zu 500ml Sondenkost innerhalb von 45 Minuten zugeführt werden
- die Regulation der Tropfgeschwindigkeit, sowie des somit vorgesehenen Zeitfensters, über die Rollenklemme ist nicht präzise
- Risiken dieser Applikationsform:
- Blutzuckerverschiebeungen
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle
- Risiken dieser Applikationsform:
per Ernährungspumpe:
- ermöglicht eine konstante und sichere Gabe der Sondenkost
- präzise Regulation der Applikationsgeschwindigkeit
- Mobilisation des Betroffenen trotz enteraler Ernährungstherapie
- Stabilität der Stoffwechsellage
- Risiken dieser Applikationsform:
- praktisch keine
- Risiken dieser Applikationsform:
Um unbeabsichtigte Fehlanschlüsse zu verhindern wurde im Herbst 2012 das sogenannte ENLock System im Bereich der enteralen Ernährungssysteme etabliert. ENLock stellt ein System dar welches inkompatibel zu den bis da hin als Standard verwendeten Luer Lock Verbindungen ist. Der Anschluss eines für die enterale Ernährung vorgesehenen Substratbeutels an intravenöse Systeme und umgekehrt lässt sich somit nicht mehr realisieren.
Die Einführung des ENLock Systems trägt in erheblichem Maße zu mehr Patientensicherheit bei.