Pflegenotstand: Kein Problem der Neuzeit

Das Problem des in Deutschland real existierenden Pflegenotstandes ist kein Problem welches sich Akut innerhalb von kurzer Zeit entwickelt hat. Schon in den frühen 60 er Jahren haben Gewerkschaften auf das sich anbahnende Personalproblem im Gesundheitswesen hingewiesen.
Damals noch ein Problem der klinischen Versorgung, da es die heute existierenden Strukturen im Bereich der häuslichen Pflege nicht gab, verschärften sich die Probleme geeignetes Personal für die Pflege zu rekrutieren durch die Schaffung der Pflegeversicherung und dem sich daraus schnell wachsendem Markt der ambulanten und stationären Alten- und Krankenpflege.

In den vergangenen 50 Jahren haben sich unsere politisch Verantwortlichen von einer Legislaturperiode zur nächsten geschleppt, Gesundheitsminister kamen und gingen, doch ein Ende der auf das äußerste strapazierten Personalsituation im Pflegesektor ist nicht in Sicht.

In den siebziger Jahren öffnete man den Pflegesektor für koreanische Gastarbeiter welche nach Deutschland geholt wurden um Lücken zu füllen und für Entlastung zu sorgen. Viele von ihnen dürften mittlerweile berentet ihren verdienten Ruhestand genießen.

Nun also seit Jahren die nicht enden wollende Diskussion um den akut herrschenden und zukünftig noch um einiges heftiger ausgeprägten personellen Notstand im Pflegesektor.

Man blickt nach Europa, in die von hoher Arbeitslosigkeit geplagten Nachbarländer um sich dort aktiv um qualifiziertes Personal zu bemühen. Aus den Fehlern vergangener Jahre, in denen Menschen ohne Sprachkenntnisse für die Pflege angeworben wurden, hat man gelernt und sorgt mittlerweile wenigsten für eine gezielte Sprachqualifikation B1/B2 nach TELC (europäisches Sprachzertifikat) welche im Heimatland der interessierten Bewerber beginnt.

Osteuropa und das bevölkerungsreichste Land der Welt China sind die nächsten ins Auge gefassten potenziellen Lieferanten für zukünftige Pflegekräfte in Deutschland.

Während viele am Projekt beteiligten Einrichtungen dieses als Erfolg feiern hat die Charite in Berlin ihr Integrationsprojekt auf Eis gelegt, da die Probleme sich als größer darstellten als im Vorfeld angenommen. Nicht die Qualifikation oder die Sprache wurden als Integrationshürde benannt sondern das Sprachverständnis in Bezug auf die Umsetzung innerhalb der Dokumentation am PC oder in der Patienten-Akte.

Die Suche nach geeignetem Personal geht weiter um die in Deutschland stetig größer werdende Lücke zu füllen.

Alternativ soll mit der für 2017 anstehenden Reform der Pflege mehr Geld durch höhere Beitragssätze ins System gespült werden welches durch eine Erweiterung der Pflegegrade auch gleich wieder verpufft. Über einen grundsätzlichen Strukturwandel im Pflegesektor braucht sich somit jedoch niemand beschäftigen oder auseinandersetzen.

Hier ein wenig mehr Personal, dort ein wenig mehr Geld und schon rettet man sich die nächsten 50 Jahre von einer Legislatur zur nächsten.

Achso, und  mehr Geld für professionell Pflegende sieht keines der in den Startlöchern befindlichen Reformen vor.

Wertschätzung und Anerkennung in finanzieller Form? Fehlanzeige! Geld ist knapp, die Kassen leer, was wollt ihr denn eigentlich mehr?

Einen sichereren Arbeitsplatz wie den im Pflegesektor wird man in keinem anderen Wirtschaftssektor finden.

Author: admin

Hallo, ich bin Uwe und als Admin der pflegefabrik.de verfüge ich über 30 Jahre Berufserfahrung als examinierter Krankenpfleger in den verschiedensten Bereichen unseres Gesundheitssystems. Während dieser Zeit sammelte ich langjährige Erfahrungen im intensivmedizinischen Bereich einer Akutklinik, im Pflegedienst und stationären Altenpflegebereich, qualifizierte Menschen als Dozent in der Basisqualifikation und bin als Wundexperte ICW, Ernährungs- und Dekubitusmanager im Aussendienst eines Home Care Dienstleisters tätig. Feedbacks sind erwünscht

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1 Kommentar

  1. Hallo
    Zum Thema „Pflegenotstand“ , der schon seit langem auch zunehmend in den Pflegeheimen zu spüren ist, möchte ich auf folgende Zusammenhänge aufmerksam machen, die ich der HP von Herrn Kollmitz –
    ( http://www.menschenwuerde-in-der-altenpflege.de/ )

    – entnommen habe, sowie den Kommentar von Herrn Thomsen vom 15.11.2014, der vorschlägt, dass die aktuell bestehenden, unzureichenden Rahmenverträge gekündigt werden sollten:

    Zur Wahrheit und Klarheit:
    Der Personalschlüssel wird nicht von den Bundesländern, sondern in der Pflegeselbstverwaltung in den einzelnen Bundesländern
    verhandelt und im Rahmenvertrag festgeschrieben.

    1) Der Staat hat – laut seiner Gesetze- die Hauptverantwortung für eine menschenwürdige Pflege.
    2) Diese Verantwortung hat der Staat -laut SGB XI § 75- der Pflegeselbstverwaltung in den Bundesländern übertragen.
    3) In der Pflegeselbstverwaltung sitzen die Pflegekassen, Sozialhilfeträger und die Trägerverbände.
    4) Die verantwortlichen Trägerverbände sind:
    BPA= Bundesverband privater Anbieter (Vorsitzender Herr Meurer) sowie Diakonie, Caritas, AWO, DRK, Parität und ZWIST.
    5) Diese Trägerverbände sind mitverantwortlich für die Qualität und somit für eine menschenwürdige Pflege.
    6) Sie haben in den letzten Jahrzehnten offensichtlich nicht über einen menschenwürdigen Personalschlüssel verhandelt.
    7) Der Staat- Bundes und Länderregierungen- hat die Untätigkeit der Trägerverbände ignoriert und nicht eingegriffen.
    8) Somit ist der Staat als Hauptverantwortlicher für eine menschenwürdige Pflege auch untätig gewesen.
    9) Deshalb richtet sich die Verfassungsbeschwerde gegen die Bundesregierung und nicht gegen die verantwortlichen Trägerverbände.

    Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie auf meiner Webseite unter: Kommentare – Rückantworten.
    Besonders aufschlussreich sind die Rückantworten aus den Sozialministerien.

    – Hier geht’s zum Kommentar von Herrn Thomsen vom 15.11.2014

    http://www.menschenwuerde-in-der-altenpflege.de/html/eintrage-1-10.php

    Mit freundlichen Grüssen
    C.Gavelle

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