PG 11 Dekubitusversorgung: Weichlagerungsmatratzen



Was in Seniorenheimen zur Standardausstattung von Pflegebetten gehört ist in der häuslichen Versorgung noch lange keine Selbstverständlichkeit.
Die Versorgung mit Hilfsmitteln setzt meist erst dann ein wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sich Rötungen am Rücken oder am Gesäß zeigen oder der Grad der Immobilität derart fortgeschritten ist das man es für angebracht hält ein Hilfsmittel einzusetzen da man mit den Lagerungsintervallen keinen ausreichenden Schutz vor der Entstehung eines Druckgeschwüres (Dekubitus) gewährleisten kann.

Einrichtungen der stationären Pflege sind verpflichtet ihre Betten standardmäßig mit Matratzen auszustatten welche eine Dekubitusprophylaxe bzw. Dekubitustherapie bis Grad I unterstützen während in der ambulanten Pflege meist Pflegebetten zum Einsatz kommen in denen aus wirtschaftlichen Gründen Standardmatratzen eingelegt wurden.

Der Hintergrund ist die Verpflichtung, welche die Hilfsmittellieferanten gegenüber den Krankenkassen eingegangen sind, mit Matratzen ausgestattete Pflegebetten beim Versicherten zu installieren.

Es ist Aufgabe des Pflegedienstes oder des die Versorgung vor Ort prüfenden Mitarbeiters des MdK dafür Sorge zu tragen das Risiko ihres Kunden entsprechend einzuschätzen um eine individuelle Versorgung anzuregen die von Beginn an das Risiko eines Dekubitalgeschwüres ausschließt.

Viele der in der Pflege tätigen stehen mit Weichlagerungsmatratzen auf Kriegsfuß, da diese Luftkammer-Wechseldrucksysteme als die einzig mögliche Versorgungsvariante akzeptieren wenn es um die Therapieunterstützung bei vorliegenden Dekubitalgeschwüren geht.

Eine individuelle, sich an den Möglichkeiten des zu versorgenden Menschen orientierende Versorgung wird jedoch immer auch das Für und Wider der zur Versorgung in Frage kommenden Systeme mit den professionell Pflegenden diskutieren, die Vor- und Nachteile der  in Frage kommenden Systeme abwägen um dann eine individuelle Versorgung beim Kostenträger zu veranlassen.

Zu den, die Auswahl eines individuellen Matratzensystem, beeinflussenden Faktoren zählen zum Beispiel:

  • das Gewicht des Versicherten
  • der Dekubitus Grad bzw. der Grad der Gefährdung
  • vorliegende Grunderkrankungen
  • der Mobilitätsgrad

 Weichlagerungsmatratzen:

    • hierbei handelt es sich um Schaumstoffmatratzen welche durch ihren systematischen Aufbau oder die Art des zum Einsatz kommenden Schaumes eine Prophylaxe oder Therapieunterstützung bis Grad 4 zulassen
    • lassen eine Lagerung von Menschen ab einem Gewicht von 25 Kilogramm zu
    • stehen auch für die Versorgung bariatrischer (schwergewichtige) Menschen bis 250 Kilogramm zur Verfügung
    • deren Oberfläche ist meist in Würfelstruktur geschnitten welche für eine optimale Druckverteilung sorgen soll oder verfügen über die Möglichkeit Würfel aus der Matratzenstruktur zu entfernen um Druckentlastung vorzunehmen
    • verfügen meist über einen einteiligen Aufbau im Bereich der zur Prophylaxe zum Einsatz kommenden Systeme
    • können aus unterschiedlichen Schaumqualitäten bestehen sowie über einen verstärkten (die Sitzposition am Bettrand sowie die Mobilisation unterstützenden) Rand verfügen
    • sind mit einem atmungsaktiven, Wasserdampf durchlässigen PU – Textil Bezug umgeben
    • finden Einsatz bei Menschen welche über Restmobilität verfügen, den Tag außerhalb des Bettes verbringen oder bettlägerig sind und regelmäßige Lagerungsintervalle erfahren
    • kommen auch zum Einsatz bei Menschen mit dementiellen Erkrankungen, an Parkinson erkrankten, nach Schlaganfall oder zur Unterstützung der Schmerztherapie

Eine besondere Form der Weichlagerungsmatratzen stellen viscoelastische Schaummatratzen dar welche vollkommen oder nur mit einer 10 cm Auflage, aus viscoelastischem Schaum auf darunter liegendem Matratzenschaum, gefertigt wurden.

Viscoelastische Schäume besitzen einen sogenannten Memoryeffekt da sie sich unter Belastung zusammenziehen und sich dem Produkt der Belastung optimal anpassen und sich bei Druckentlastung wieder in ihre ursprüngliche Form aufschäumen.

Dieser Effekt sorgt für eine optimale Druckentlastung durch Anpassung an die anatomischen Begebenheiten des Körpers der auf dem Schaum lastet wenngleich man ihm nachsagt, das er die Körperwahrnehmung negativ beeinflusst sowie einen selbständigen Lagewechsel erschwert.

Mit viscoelastischen Schäumen ausgestattete Weichlagerungsmatratzen kommen meist bei der Therapieunterstützung höherer Dekubitus Grade oder bei der Schmerztherapie zum Einsatz.

Um eine Versorgung mit einem Therapieunterstützendem System anzuregen, sollte Kontakt zu einem Sanitätsfachhandel aufgenommen werden welches im Idealfall einen Hausbesuchstermin zur individuellen Versorgungsplanung – Erhebung Kundendaten, ausfüllen der für die Krankenkassen benötigten Risikoskalen, Beratung über geeignetes System und weiterer Versorgungsverlauf –  vornimmt sowie das Rezeptmanagement für ihren Klienten übernimmt um den Vorgang in Form eines Kostenvoranschlages an die Krankenkasse zu übermitteln oder eine kurzfristige Versorgung mit dem in Frage kommenden Hilfsmittel realisieren kann.

Author: admin

Hallo, ich bin Uwe und als Admin der pflegefabrik.de verfüge ich über 30 Jahre Berufserfahrung als examinierter Krankenpfleger in den verschiedensten Bereichen unseres Gesundheitssystems. Während dieser Zeit sammelte ich langjährige Erfahrungen im intensivmedizinischen Bereich einer Akutklinik, im Pflegedienst und stationären Altenpflegebereich, qualifizierte Menschen als Dozent in der Basisqualifikation und bin als Wundexperte ICW, Ernährungs- und Dekubitusmanager im Aussendienst eines Home Care Dienstleisters tätig. Feedbacks sind erwünscht

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